Für mehr Artenvielfalt: Wir geben Landschaft einen Wert
Immobilien werden immer teurer, Grundstückspreise steigen – auch und vor allem für Acker – Platz und Böden werden immer wertvoller. Warum also der Landschaft einen Wert geben? Weil wir Menschen dabei für Pflanzen und Tiere kaum noch Raum lassen. Unsere vielfältige und kleinstrukturierte Kulturlandschaft ist im Laufe des letzten Jahrhunderts einer aufgeräumten Industrielandschaft gewichen. Artenreiche Grünlandbiotope verschwinden zusehends, und mit ihnen die Pflanzenvielfalt – 70 % weniger Insekten, 10 % weniger Vögel allein gegenüber den 1990er Jahren. Und schon damals beklagte man den Rückgang an Vögeln oder Schmetterlingen.
Das länderübergreifende Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe schützt eine noch recht junge Kulturlandschaft. Sumpfige Niederungen und sandige Geest sind bis heute Grund für eine eher dünne Besiedlung und bescheidene wirtschaftliche Verhältnisse. Die naturnahe Auenlandschaft ist dafür Heimat von Bibern, Seeadlern und scheuen Schwarzstörchen. Über 1.000 Pflanzenarten gibt es hier noch. Allerdings verschwinden auch hier, jenseits der Deiche, Insekten und Vögel. Grund hierfür ist zum einen die zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft, zum anderen aber die Aufgabe der Bewirtschaftung von Grenzertragsflächen. Ackerbrachen sind für kurze Zeit Hotspots der Artenvielfalt. Im Laufe der Jahre verschwinden diese Lebensräume, sie verbuschen und werden allmählich zu Wald. Auch einst bunte Wiesen verschwinden vielerorts durch ein zu viel oder zu wenig an Pflege.
Unsere artenreichen Grünlandbiotope sind auf eine stetige Pflege angewiesen. Im 19. Jahrhundert, zur Blüte der hiesigen Artenvielfalt, haben dafür Tausende Kleinbauern gesorgt. Pferde und Schafe brauchten Futter und beweideten die mageren Flächen, die kaum als Acker taugten. So entstanden über die Jahrhunderte heute wertvolle Heiden, Trockenrasen und Magerwiesen in denen Tausende wärme- und lichtliebende Insektenarten ihr Zuhause gefunden haben.
Die allmähliche Aufgabe der Schafhaltung geht einher mit dem Rückgang wichtiger Grünlandbiotope: Weniger Schafe, weniger Schmetterlinge. Allein im Wendland ist die Zahl der registrierten Schafe gegenüber Ende des 19. Jahrhunderts auf knapp 10% gesunken. Zudem weiden die meisten Tiere konzentriert auf den Deichen. Aus der Landschaft sind sie nahezu verschwunden. Es sind vor allem die Liebhaber, die noch kleine Herden halten. Wir sollten diese in ihrem Tun bestärken! Für den Anfang wollen wir zumindest der Schafwolle wieder einen Wert geben. Wertvolle Wolle von wertvollen Schafen auf wertvollen Landschaften.